Im Zeichen der grauen Schleife

In Solidarität mit denen, die an Hirntumoren litten oder leiden

In Deutschland erkranken fast eine halbe Millionen Menschen jedes Jahr neu an Krebs.1 Brust-, Prostata-, Darm- oder Lungenkrebs machen fast die Hälfte aller bösartigen Tumore aus. Mit lediglich 2 % aller Krebserkrankungen kommen Hirntumore deutlich seltener vor. Der Welthirntumortag am 8. Juni soll auf die Situation der Hirntumorpatienten aufmerksam machen, auch wenn bzw. gerade weil diese Diagnose nicht häufig auftritt.2 Auch wir zeigen Solidarität für diese wenig bekannte Tumorerkrankung und liefern Antworten auf Fragen, die bisher wenig Raum in der Öffentlichkeit bekamen. Im Zeichen der grauen Schleife klären wir auf – ein Symbol, um Anteilnahme und Verbundenheit mit Menschen zu zeigen, die an einem Hirntumor litten oder leiden. 

 

Hirntumore sind selten

Der erste Hirntumor wurde 1881 in Schottland entdeckt.3 Obwohl es seither bahnbrechende Erkenntnisse im Bereich der Hirnforschung gab, sind in Deutschland im Jahr 2016 noch ca. 3.460 Frauen und 3.970 Männer an bösartigen Tumoren des Gehirns bzw. des Rückenmarks erkrankt.1 Betroffene Männer erhalten die Diagnose im Durchschnitt etwa im Alter von 62 Jahren, Frauen durchschnittlich 4 Jahre später.

Promis machen auf Hirntumore aufmerksam

Prominente Menschen mit der Diagnose Hirntumor sind der Skirennläufer Toni Sailer sowie der Modeschöpfer Yves Saint Laurent. Die TV-Journalistin Maria von Welser hat das Thema in Deutschland in die Öffentlichkeit gebracht. Mit ihrem Buch "Ich habe beschlossen, dass es mir nur noch gut geht – Leben mit dem Tumor" will sie anderen Betroffenen Mut machen. Auch Mark Ruffalo, Kate Walsh, Lance Armstrong und John McCain sind an einem Hirntumor erkrankt. Durch all diese Prominenten wird die Aufmerksamkeit auf die Krankheit und die Erforschung wirksamer Behandlungsoptionen gelenkt.

 

Risikofaktoren von Hirntumoren bisher kaum bekannt

Trotz intensiver Forschung ist über die Faktoren, die einen Hirntumor auslösen können, leider wenig bekannt.1 Bei einigen Krebserkrankungen wird ein Zusammenhang mit einem insgesamt ungesunden Lebensstil, wie z.B. Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum, vermutet. Diese Risikofaktoren konnten für Hirntumore nicht nachgewiesen werden. Nach derzeitigem Stand der Forschung kann man Hirntumoren tatsächlich kaum vorbeugen. Belegt ist lediglich, dass Bestrahlungen im Kindes- und Jugendalter mit einem leicht erhöhten Risiko für Hirntumore einhergehen können. Außerdem haben Patienten mit einigen sehr seltenen erblichen Tumorsyndromen ein deutlich erhöhtes Risiko.

Hirntumor ist nicht gleich Hirntumor

Hirntumore sind gut- oder bösartige Neubildungen, die innerhalb des Gehirns bzw. des Rückenmarks entstehen oder von den sie umgebenden Hirnhäuten ausgehen.4 Sie werden auch Tumore des Zentralnervensystems (ZNS) oder primäre Hirntumore genannt. Hirnmetastasen hingegen sind Absiedlungen von Krebserkrankungen, die von anderen Organen ausgehen.5

Insgesamt existieren über 150 verschiedene primäre Hirntumorarten.6 Bei Erwachsenen treten Gliome, die vom Stützgewebe der Nervenzellen ausgehen, am häufigsten auf.1 Fast drei Viertel aller Gliome sind die sogenannten Glioblastome, die zu den bösartigen Hirntumoren zählen. Das Meningeom hingegen zählt zu den häufigsten gutartigen Hirntumoren im Erwachsenenalter.7 Hier gehen Tumore von den Hirn- und Rückenmarkshäuten aus.8 Frauen sind hiervon deutlich häufiger betroffen.1

Hirntumore unterscheiden sich von anderen Tumoren

70 % der diagnostizierten Hirntumore sind gutartig9 und wachsen im Vergleich zu bösartigen Tumoren weniger aggressiv und schnell.8 Dennoch können auch gutartige Tumore das Leben der Betroffenen stark verändern, vor allem dann, wenn sie sich nur schlecht oder gar nicht operativ entfernen lassen. Durch die geschützte Lage innerhalb des Schädels bzw. des Rückenmarkkanals hat der Tumor nämlich wenig Raum und kann dementsprechend auf die Nerven drücken und Beschwerden hervorrufen.10

Warnzeichen für Hirntumore ernst nehmen

Durch den Druck auf das Gewebe und die Nerven sind plötzlich auftretende Kopfschmerzen, besonders nachts und morgens, eines der häufigsten Symptome für Hirntumore.11 Auch Übelkeit und Erbrechen, psychische Veränderungen oder Fatigue können auf einen Hirntumor hinweisen, jedoch auch auf viele andere Erkrankungen, die meist harmlos sind. 

Bei zunehmend starken Kopfschmerzen, Bewusstseinsverlusten, plötzlich auftretenden Seh- oder Gleichgewichtsstörungen oder epileptischen Anfällen sollten Sie jedoch umgehend einen Arzt aufsuchen.

Eine Magnetresonanztomografie (MRT) des Kopfes ist die bevorzugte Methode, um einen Hirntumor zu diagnostizieren.12 Das bildgebende Verfahren macht den Tumor sichtbar, die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) kann dann Aufschluss über die Art des Tumors geben.6

Experten unterschiedlicher Fachrichtungen behandeln Hirntumore

Da sich die verschiedenen Hirntumore hinsichtlich Lage, Wachstum und Bösartigkeit stark unterscheiden, sollte individuell entschieden werden, welche Behandlung am wirksamsten ist. Betroffene sollten daher immer ihren behandelnden Arzt zu Rate ziehen.13

Grundsätzlich unterscheidet man drei verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bei Hirntumoren: die Operation, die Chemo- und die Strahlentherapie.6 Für eine sorgfältige Beratung und Betreuung empfehlen Fachgesellschaften die Behandlung in spezialisierten Zentren. Hier kommen Experten aus unterschiedlichen Arbeitsfeldern zusammen.8 Dies ist sinnvoll, denn je nach Lage und Art des Hirntumors kann die Behandlung von Hirntumoren ein ganzes Team erfahrener Experten aus Neurochirurgen, Neurologen, Onkologen und Strahlenonkologen erfordern.14

Eine erste Orientierung zum Thema Hirntumore können folgende Anlaufstellen bieten:

Infografik: 25 Fakten über Gehirntumore und neurologische Störungen

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  1. Vgl. hierzu und im Folgenden: Barnes, B. et al.; Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016, Krebs des Zentralen Nervensystems, Zentrum für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut.
  2. https://www.hirntumorhilfe.de/projekte/oeffentlichkeitsarbeit/welthirntumortag/, zuletzt abgerufen am 10.02.20.
  3. Kerr PB, Caputy AJ, Horwitz NH. A history of cerebral localization. Neurosurg Focus 2005;18(4):e1. Crossref, Medline, Google Scholar.
  4. Vgl. hierzu und im Folgenden: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/hirntumor/definition-und-haeufigkeit.html´, zuletzt abgerufen am 07.02.20.
  5. https://www.hirntumorhilfe.de/?id=174, zuletzt abgerufen am 07.02.20.
  6. https://www.hirntumorhilfe.de/hirntumor/tumorarten/, zuletzt abgerufen am 07.02.20.
  7. CBTRUS (2013): Statistical Report 2006–2010. S. ii11.
  8. www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/hirntumoren.php, zuletzt abgerufen am 07.02.20.
  9. https://braintumor.org/brain-tumor-information/brain-tumor-facts/, zuletzt abgerufen am 04.03.20.
  10. https://www.ukm.de/index.php?id=hirntumorzentrum-besonderheiten, zuletzt abgerufen am 07.02.20.
  11. Vgl. hierzu und im Folgenden: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/hirntumor/frueherkennung.html, zuletzt abgerufen am 07.02.20.
  12. https://www.hirntumorhilfe.de/hirntumor/diagnostik/kernspin-tomographie/, zuletzt abgerufen am 07.02.20.
  13. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/hirntumor/therapie.html, zuletzt abgerufen am 07.02.20.
  14. https://www.ukm.de/index.php?id=hirntumorzentrum-organisation, zuletzt abgerufen am 07.02.20.