Psychoonkologische Hilfe für Betroffene und Angehörige

Krebs und Psyche: Alles zum Thema Psychoonkologie

Eine Krebserkrankung stellt meist eine große Belastung für die Betroffenen und ihr soziales Umfeld dar und stellt auch langjährige Beziehungen auf die Probe. Der Krebs und die Psyche sind dabei eng miteinander verknüpft, denn oft kommt es durch Ängste und Unsicherheiten zu einer Wesensveränderung bei einer Krebserkrankung. Für viele Menschen mit Krebs und ihre Angehörigen kann es daher sinnvoll sein, sich professionelle therapeutische Hilfe durch eine Psychoonkologin oder einen Psychoonkologen zu holen, um besser mit der Situation klarzukommen. Wir haben hier zusammengefasst, was die Psychoonkologie leisten kann, wer Anspruch auf eine Beratung hat und wie man eine geeignete Therapeutin oder einen geeigneten Therapeuten findet.

Psychoonkologie: Zwei Personen sitzen mit gefalteten Händen nebeneinander

Was ist Psychoonkologie?

Die Psychoonkologie ist eine Teildisziplin der Onkologie und befasst sich mit den seelischen und körperlichen, aber auch den sozialen Auswirkungen, die eine Krebserkrankung mit sich bringen kann.1 Denn: Eine Krebserkrankung stellt nicht nur eine körperliche Belastung dar, sondern kann auch zu psychischen Problemen wie Depressionen oder Angst führen. Als eine Form der Psychotherapie zielt die Psychoonkologie daher darauf ab, Krebspatient:innen und deren Angehörige bei der seelischen Verarbeitung der Krankheit zu unterstützen. Es geht darum, Betroffenen wieder mehr Lebensqualität zu ermöglichen.2

Anlaufstellen finden: Achtung bei Psychoonkologie-Ausbildung

Grundsätzlich haben alle Krebspatient:innen Anspruch auf eine psychoonkologische Betreuung.3 Wer das Bedürfnis nach professioneller Unterstützung verspürt, sollte nicht davor zurückschrecken, diese Hilfe zu suchen. Aber wie findet man eine Beratungsstelle? Patient:innen können ihre Ärztin oder ihren Arzt proaktiv auf psychoonkolische Therapieangebote ansprechen und nach konkreten Empfehlungen fragen. Generell bieten alle 16 Landeskrebsgesellschaften, zu denen zahlreiche Psychosoziale Krebsberatungsstellen gehören, kostenlose Unterstützung an, oft auch telefonisch oder per Video-Beratung.4 Alternativ helfen auch Websites wie die Liste der regionalen Arzt-Auskunftsdienste der Kassenärztlichen Bundesvereinigung oder die Arztsuche des Krebsinformationsdienstes bei der Recherche.Solche Verzeichnisse können sehr hilfreich sein, um eine qualifizierte und geeignete Ansprechperson zu finden. Denn eine anerkannte Psychoonkologie-Ausbildung gibt es bislang nicht!3Generell handelt es sich bei der Psychoonkologie nicht um eine geschützte Berufsbezeichnung.Teils sind es ausgebildete Ärzt:innen oder Psycholog:innen, die eine solche Therapie durchführen, aber auch Sozialarbeiter:innen oder Seelsorgende können psychoonkologische Betreuung anbieten.3 Worauf Sie jedoch bei der Suche achten können, ist die Teilnahme an der sogenannten „Weiterbildung Psychosoziale Onkologie“ (WPO). Sie wurde entwickelt von der Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie in der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (PSO) und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für psychosoziale Onkologie e.V. (dapo), zwei Fachverbänden für Psychoonkologie3 – in dieser Liste des Krebsinformationsdienstes finden Sie psychoonkologische Therapeut:innen, die an der Fortbildung teilgenommen haben.

Krebs und Psyche: Zwei Menschen sitzen sich gegenüber und halten eine Tasse in der Hand

Psychoonkologie für Angehörige

Erkrankt eine nahestehende Person an Krebs, kann sich dies auch auf die Psyche der Angehörigen auswirken. Da auch Angehörige durch den Krebs eine Depression oder depressive Verstimmungen entwickeln können6, richtet sich die Psychoonkologie auch an sie und nicht nur an die Krebspatient:innen. Auch für Angehörige ist die Erkrankung eine große Belastung, etwa weil sie sich Sorgen um die Betroffenen sowie den Verlauf der Krebstherapie machen oder weil der neue Alltag, der oft auch mit einer veränderten Aufgabenverteilung einhergeht, eine große Herausforderung für sie ist. Studien zufolge braucht circa ein Drittel aller Angehörigen psychologische Hilfe beim Umgang mit der Situation.Für viele von ihnen ist es eine enorme Entlastung, auch über die eigenen negativen Gefühle, Ängste und Sorgen sprechen zu können, die sie im Gespräch mit den Betroffenen oft für sich behalten, um nicht noch eine zusätzliche Belastung zu sein.

Kosten-Übernahme bei psychoonkologischer Behandlung?

Bei einer psychologischen Behandlung, die während eines Krankenhausaufenthaltes oder der Rehabilitation durchgeführt wird, übernimmt die Krankenkasse die anfallenden Kosten.8 Die Betreuung in psychosozialen Krebsberatungsstellen ist auch für Sie als Krebspatient:in oft kostenlos. Ob dies auch für zusätzliche Angebote wie Entspannungskurse gilt, muss mit dem jeweiligen Träger abgeklärt werden – möglicherweise gibt es auch hier die Möglichkeit einer Bezuschussung durch die gesetzliche Krankenkasse.8

Betroffene, die auch außerhalb der stationären Behandlung eine längerfristige, psychoonkologische Betreuung benötigen, sollten sich an ambulante Therapeut:innen wenden. Die Kosten hierfür werden in der Regel von den gesetzlichen Kassen übernommen, sofern die Therapeutin oder der Therapeut eine Kassenzulassung besitzt und anerkannte Therapieverfahren anwendet. Dazu zählen Verfahren wie Verhaltens- oder die analytische Psychotherapie sowie die Tiefenpsychologie. In Ausnahmen wird jedoch auch die Behandlung bei Therapeut:innen ohne Kassenzulassung bezahlt, wenn die anderen Praxen keine freien Therapieplätze mehr haben.8

 

Psychoonkologische Therapie bei Krebs: Eine ausgestreckte Hand greift nach dem Sonnenuntergang

Worum geht es in der Therapie und was kann diese leisten?

Wie läuft eine psychoonkologische Betreuung ab? Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Der Ablauf einer Therapie hängt von den individuellen Bedürfnissen, dem Krankheitsverlauf sowie den Symptomen der Patient:innen ab. Generell sind Einzel- und Gruppentherapien möglich – hier kann jede und jeder für sich entscheiden, in welchem Rahmen sie oder er sich am wohlsten fühlt.2

Das Leistungsspektrum der Psychoonkologie ist breit gefächert: Ob der Umgang mit der Diagnose oder den Behandlungen, die Nachsorge oder Konflikte in der Partnerschaft – die Therapie bietet Raum für alle Themen, die die Betroffenen oder Angehörigen beschäftigen.

Welche Bedeutung messe ich meiner Erkrankung zu? Inwiefern beeinflusst meine Erkrankung mein Leben? Besonders oft liegt der Fokus der Psychoonkologie auf der subjektiven Wahrnehmung der Patient:innen.Viele erfahren Veränderung in ihrem Körper- oder Selbstbild, verspüren Angst vor dem Tod, vor sozialer Isolation oder einem Kontrollverlust. All diese Themen können im Rahmen der Therapie besprochen werden, um Patient:innen dabei zu unterstützen ihre Lebensqualität wieder zu verbessern.9 Ein weiteres zentrales Thema ist die Krankheitsverarbeitung und -bewältigung. Viele Menschen mit einer aktiven oder überstandenen Krebserkrankung leiden unter einer ständigen Angst vor Krebs, bzw. davor, dass er zurückkehren könnte. Auch der Umgang mit dieser Sorge ist ein wichtiger Bestandteil der Psychoonkologie. Patient:innen werden im Rahmen der Behandlung auf mögliche Krisensituationen vorbereitet, um mit belastenden Momenten besser umgehen zu können – wie wenn der Krebs tatsächlich wieder auftreten sollte oder sich weiter ausbreitet.1 Bei Patient:innen, die unter einer tumorbedingten Fatigue leiden, geht es in der Therapie beispielsweise darum, Verhaltensmuster zu reflektieren und schrittweise anzupassen. Ziel ist es, neue Strategien auszuprobieren und so den Alltag zu erleichtern.2 Dementsprechend kann auch der Prozess der beruflichen Wiedereingliederung therapeutisch begleitet werden.1

Insgesamt sollten Patient:innen realistische Erwartungen an die Therapie richten und sich davon keine Heilung versprechen. Eine psychotherapeutische Behandlung kann weder zur Genesung beitragen noch das Tumorleiden beeinflussen.8,9 Dennoch sollte man die Wirkung nicht unterschätzen: Psychoonkologie kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, besser mit der Erkrankung sowie psychischen oder sozialen Problemen umzugehen.8,9

Quellen

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