Leben mit Krebs

Wie Zielstrebigkeit bei der Erfüllung von Herzenswünschen hilft

Eine Krebserkrankung bedeutet oft einen gravierenden Einschnitt in die gesamte Lebens- und Zukunftsplanung. Gerade in Sachen Gesundheit ist es nie zu spät, Neues zu wagen, solange es Ihnen gut dabei geht. Sehen Sie die Krankheit als Anlass, Ihre Prioritäten neu zu setzen und so aktiv zu Ihrer Genesung beizutragen. Lernen Sie das Leben mit dem Krebs. Die SMART-Methode hilft Ihnen dabei, Ihre neuen Gesundheitsziele auch tatsächlich zu erreichen und trotz Krebs im Hier und Jetzt zu leben.

 

vierblättriges Kleeblatt liegt auf der Straße

Krebs ganzheitlich bekämpfen

Mit der Diagnose Krebs kommt eine Frage immer wieder auf: Wie kann ich optimal zu meiner Gesundheit beitragen und gut mit Krebs leben? Zusätzlich zu Operationen, Bestrahlung oder Chemotherapie gewinnen seit einigen Jahren ganzheitliche Ansätze immer mehr an Bedeutung.1 Spezialisierte Krebszentren, die nach neuestem Wissensstand behandeln, zielen auf eine umfassende Versorgung. Dadurch, dass dort verschiedene Abteilungen und niedergelassene Ärzte vernetzt zusammenarbeiten. Sie erfüllen hohe fachliche Anforderungen und nehmen die Bedeutung der Psyche für die Gesundheit immer ernster. Ärzte, Psychotherapeuten und Psychoonkologen werden zu vertrauensvollen Ansprechpartnern, die dabei helfen können, körperliche, aber auch psychologische und emotionale Beschwerden zu lindern.2

So können sie auch bei der Organisation und optimalen Verbesserung Ihres Lebens mit dem Krebs helfen. An oberster Stelle steht dabei, Ihren Fokus nicht auf die Aspekte Ihres Lebens zu richten, die von Ihrer Krankheit bestimmt sind. Stattdessen helfen sie Ihnen dabei, Ihre Kräfte und Energien zu erkennen und zu fördern.3 Den Blickwinkel dahingehend zu verändern, bietet Chancen, Ihre Lebensperspektive zurück zu gewinnen und persönlich zu wachsen.4 Ein gesundheitsbewusstes Verhalten liefert Ihnen die Ressourcen, die Sie dazu brauchen. Nutzen Sie diesen inneren Antreiber positiv und tragen Sie so aktiv zu Ihrer Gesundheit bei.

 

Selbstbefähigung – der Schlüssel für eine gesunde Lebensweise

Bereits kleine Verbesserungen hinsichtlich einer gesunden Lebensweise können Ihr Wohlbefinden maßgeblich beeinflussen. Die Effekte von ausreichend Bewegung, einer ausgewogenen Ernährung mit mäßigem Alkoholverzehr, dem Verzicht auf Rauchen und auf intensive Sonnenstrahlung, einem effektiven Stressmanagement und mehr sozialen Kontakten als Ausgleich sind nämlich nicht von der Hand zu weisen:

  • Verbesserte körperliche Gesundheit und höhere Lebensqualität5
  • Längere Gesamtüberlebenszeit6
  • Risikoreduktion eines Rückfalls7
  • Risikoreduktion von anderen chronischen Erkrankungen, wie z. B. Diabetes Typ 28
  • Verbesserung von anhaltenden Symptomen und Nebenwirkungen, wie Fatigue oder Depressionen9

Hier erfahren Sie mehr über die positiven Einflüsse von Bewegung auf die Krebstherapie. 

 

Mit Krebs im Hier und Jetzt leben

Trotz der Vorteile, die eine gesunde Lebensweise mit sich bringt, kann die Umsetzung herausfordernd sein. Womöglich leidet Ihre Motivation unter der Krebstherapie oder Sie haben körperliche Einschränkungen, die eine Hinderung darstellen. Dann ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, frühere Ziele und Errungenschaften in Frage zu stellen. Suchen Sie sich neue Interessensschwerpunkte im Rahmen des Möglichen und stärken Sie so Ihr Selbstvertrauen.10 Auch wenn Sie Ihren alten Hobbies aufgrund Ihrer körperlichen Verfassung nicht mehr nachgehen können, heißt das nicht, dass Sie keine neuen Hobbies ausprobieren können. Eventuell bereitet es Ihnen Freude, zu Malen oder neue Menschen und Kulturen kennenzulernen. Dazu tut es Ihnen sicher gut, sich von eingefahrenen Glaubenssätzen zu befreien: Körperliche Aktivität muss nicht nur aus Joggen oder Fitness bestehen, sondern kann auch Gartenarbeit oder einen Spaziergang mit Ihrem Hund bedeuten.

Sehen Sie das Leben mit Krebs als Anlass, Ihre Prioritäten neu zu setzen und folgende Punkte ehrlich zu hinterfragen:

  • Was ist mir heute im Leben am Wichtigsten?
  • Was erfüllt mein Leben?
  • Wie viel Zeit widme ich meiner Familie und Freunden?
  • Ist meine Rolle in der Familie zufriedenstellend?
  • Macht mich meine Arbeit glücklich und zufrieden?

Richten Sie dabei Ihren Blickwinkel auf das, was Sie können und wollen und nicht auf das, was Ihnen zunehmend Probleme bereitet.11 Beginnen Sie das Leben mit Krebs zu (er)leben und aktiv zu gestalten im Hier und Jetzt. 

 

Eine Frau auf einem Berg blickt in die Ferne. Auch das Leben mit Krebs ermöglicht viele schöne Momente

Mit der SMART-Methode Ziele erfolgreich in die Tat umsetzen

Es lohnt sich nicht, an Zielen festzuhalten, die unrealistisch und unerreichbar sind. Ziele können Ihr Handeln und Ihre Motivation positiv beeinflussen, aber nur konkrete Zielesetzung ist auch erfolgsversprechend.12 Für eine bessere Lebensqualität mit Krebs können Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt Ihre persönlichen Ziele und Wünsche formulieren. Auch die SMART-Methode13, zum Beispiel, kann Ihnen helfen, dass Sie diese Ziele nicht nach kurzer Zeit über Bord werfen.

 

Ohne Ziele sind Handlungen undenkbar

Uwe Kleinbeck

Diese Theorie der Zielerreichungkann Ihr Leben mit Krebs nachhaltig beeinflussen und Sie dabei unterstützen, Ihre Wünsche zu verwirklichen:

  1. Ziele konkret definieren (S=Spezifisch):  Fragen Sie sich, was genau Sie erreichen möchten und leiten Sie daraus konkrete Ziele ab, z. B. „Ich werde meine Arbeit wieder aufnehmen“. Mit vagen Aussagen ist es nicht getan.
  2. Fortschritte messen (M=Messbar): Wenn Sie sich Ihr Erreichtes immer wieder vor Augen führen, werden Ihre Erfolge sichtbar. Die Anstrengung lohnt sich also. Protokollieren Sie regelmäßig, in welchem Maße das Ziel erreicht wurde, z. B. anhand der täglichen Arbeitsstunden. Es ist zu vage, etwas „mehr“, „besser“ oder „weniger“ zu wollen. Tragen Sie Ihre Ausgangssituation in eine Liste ein und aktualisieren Sie diese wöchentlich. Die Verlaufskurve zeigt Ihnen, welche Erfolge Sie bereits erreichen konnten.
  3. Ein Vertrag mit sich selbst (A=Attraktiv): Fragen Sie sich: Ist Ihnen Ihr Ziel wichtig und lohnenswert? Jedes Ziel sollte eine Bedeutung für Sie haben. Überlegen Sie sich eine nette Belohnung (z. B. eine neue Kette, ein Kinobesuch, etc.), sobald Sie Ihr Ziel oder Teilziel erreicht haben. Ein Vertrag mit sich selbst, der klare Konsequenzen bei Nichteinhaltung mit sich bringt, hilft zusätzlich. Damit geben Sie sich selbst das Versprechen, dieses Ziel zu erreichen.
  4. Realistische Ziele definieren (R=Realistisch): Fragen Sie sich: Ist mein Ziel vor dem Hintergrund aller Begleitumstände im Rahmen des Möglichen? Unrealistische Ziele führen oft zu Misserfolg und demotivieren. Was realistisch bedeutet, müssen Sie für sich selbst herausfinden: Überlegen Sie sich ehrlich, was Sie wirklich erreichen können. Beziehen Sie hier Ihren Arzt mit ein – ganz im Sinne der ganzheitlichen Therapie. Er kennt Ihre Diagnose und Ihre persönliche Geschichte am besten.
  5. Einen Zeitrahmen für das Vorhaben festlegen (T=Terminiert): Setzen Sie sich einen Zeitrahmen für die Erreichung Ihres Ziels, kein „mal“ oder „irgendwann“. Dabei sollten längerfristige Ziele in Teilziele unterteilt werden. Kleine Erfolge und Teilziele wirken sich positiv auf Ihr Durchhaltevermögen und Ihre Willenskraft aus. Probieren Sie es aus!

Eine erfolgsversprechende Zielformulierung könnte z.B. wie folgt aussehen: „An dem Geburtstag meines Enkels in 6 Monaten, will ich mit ihm eine Runde um den See gehen können.“ Nun sollten alle Zwischenschritte, die für dieses Ziel nötig sind, notiert werden sowie eine attraktive Belohnung definiert werden. Starten Sie z. B. indem Sie an einer besseren Kondition arbeiten. Mittelfristig streben Sie dann die halbe Runde an. Sie werden sehen, dass kann wahre Wunder wirken – spätestens durch den verbindlichen Vertrag mit sich selbst! Und denken Sie immer daran, jedes erreichte Ziel ist ein Erfolg: Feiern Sie ihn und seien Sie stolz auf sich.

 

Werden Sie kreativ

Damit Ihre Wünsche und Ziele garantiert wahr werden, hilft es, diese zusätzlich zu visualisieren.14 Wie wäre es mit einer kreativen Auszeit, in der Sie Ihre persönliche Zielecollage gestalten? Sobald Sie Ihre Wünsche aufs Papier bringen, können Sie nicht mehr verloren gehen! Immer, wenn Sie Ihre Zielcollage betrachten, werden Sie an Ihre Ziele erinnert, wie z.B. gesund zu werden, sich regelmäßig zu bewegen, Spaß mit Freunden und Familie zu haben, die Natur zu genießen oder was auch immer Sie sich für sich wünschen.

So gelangen Sie Schritt-für-Schritt zu Ihrer kreativen Zielecollage:

  • Besorgen Sie sich die Materialien, die Sie benötigen: Von Pinnwand über Pappe, Reiszwecken, Kleber, bunte Stifte, Ausschnitte aus Magazinen oder Sticker - Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
  • Schreiben Sie nun alle Ihre Ziele auf, die Sie visualisieren möchten. Unterteilen Sie sie in verschiedene Rubriken. Wovon träumen Sie im Hinblick auf Gesundheit, Familie und Freunde, Finanzen, Beruf, Interessen oder persönliches Wohlergehen?
  • Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Suchen Sie Bilder aus Zeitschriften oder Magazinen, die Sie inspirieren. Oder malen Sie eigene Bilder oder Grafiken, die Sie nicht vom Ziel abkommen lassen.
  • Ergänzen Sie Ihre Collage mit Zitaten oder Schlüsselwörtern, die Sie ermutigen, Ihre Ziele zu verfolgen.
  • Hängen Sie Ihre persönliche Collage nun an einem Ort auf, an dem Sie mehrmals täglich vorbeikommen. So werden Sie immer daran erinnert, wofür es sich lohnt, zu kämpfen!

 

Reha bietet smarte Ziele für ein Leben mit Krebs

Durch eine Auseinandersetzung mit den eigenen Zielen, Wünschen und Träumen, fokussieren Sie sich nicht nur auf Ihre Diagnose und den Befund. Dass die Konzentration auf die eigenen Stärken positiv für die Genesung ist, entspricht auch dem Grundsatz der Rehabilitation.15 Das Konzept zielt darauf ab, das körperliche, psychische und soziale Befinden zu verbessern bzw. zu stabilisieren, um im Alltag so gut wie möglich wieder zurechtzukommen. Patienten, die mit Krebs leben, können Möglichkeiten kennenlernen, Ihre Beeinträchtigungen zuakzeptieren und lernen, wie sie die verbleibende Leistungsfähigkeit mobilisieren – so wie es die smarten Ziele vorsehen. Für die Lebensqualität und das Selbstwertgefühl kann das wahre Wunder wirken. Das Angebot reicht von Massagen und Heilbädern über gezielte Krankengymnastik oder Ergotherapie bis zu psychotherapeutischen Gesprächen, Entspannungsübungen und Ernährungs- und Bewegungstherapien.16

Falls Sie gerade an einem Punkt sind, an dem Sie eine Barriere vor Augen haben und womöglich eine Starthilfe sowie nötige Lösungsvorschläge benötigen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt über eine Reha als mögliche Option. Dieser prüft, ob eine Rehabilitationsleistung bei Ihnen medizinisch hilfreich ist. Die Bewilligung erfolgt dann über den zuständigen Sozialversicherungsträger. Das können die gesetzlichen Krankenkassen sein, aber auch die Rentenversicherung oder Unfallversicherung. Grundsätzlich gilt: Alle Patienten über 18 Jahre müssen Zuzahlungen leisten.17 Welche Versicherung für welche Maßnahmen Kostenträger ist, müssen Sie aber zunächst nicht kennen. Wenden Sie sich an Ihren behandelnden Arzt bzw. den Sozialdienst als vertrauensvolle Ansprechpartner auf diesem Gebiet.

 

Hilfreiche Links

 

 

  1. Vgl. hierzu und im Folgenden: Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Jahresbericht 2018 der Zertifizierten Onkologischen Zentren, Version A1. Stand 20.07.2018, abrufbar unter: https://www.krebsgesellschaft.de/jahresberichte.html?file=files/dkg/deutsche-krebsgesellschaft/content/pdf/Zertifizierung/Jahresberichte%20mit%20DOI%20und%20ISBN/2018_jahresbericht-oz-de-A1_170720%20V2.pdf&cid=54015.
  2. Vgl. hierzu und im Folgenden: European Society for Medical Oncology, ESMO-Patientenleitlinienprogramm Survivorship, 2017; abrufbar unter: https://www.esmo.org/content/download/140393/2569652/file/ESMO-Patientenratgeber-Survivorship.pdf.
  3. Geuenich, K (2012). Akzeptanz in der Psychoonkologie. Therapeutische Ziele und Strategien. Stuttgart: Schattauer.
  4. Vgl. hierzu und im Folgenden: European Society for Medical Oncology, ESMO-Patientenleitlinienprogramm Survivorship, 2017; abrufbar unter: https://www.esmo.org/content/download/140393/2569652/file/ESMO-Patientenratgeber-Survivorship.pdf.
  5. Pharmazeutische Zeitung, 164 JG., 24.10.19, 43. Ausgabe; Sport ist Medizin.
  6. http://cancer-code-europe.iarc.fr/index.php/de/, zuletzt abgerufen am 05.12.2019
  7. https://www.aerzteblatt.de/archiv/163449/Patienten-nach-Krebstherapie-Ziel-ist-mehr-Rezidive-zu-verhindern, zuletzt abgerufen am 05.12.2019.
  8. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/p/praevention.html, zuletzt abgerufen am 05.12.19.
  9. Larun, L., Brurberg KG, Odgaard-Jensen J., Price JR (2016). Exercise therapy for chronic fatigue syndrome. Cochrane Database Syst Rev.
  10. Vgl. hierzu und im Folgenden: European Society for Medical Oncology, ESMO-Patientenleitlinienprogramm Survivorship, 2017; abrufbar unter: : https://www.esmo.org/content/download/140393/2569652/file/ESMO-Patientenratgeber-Survivorship.pdf.
  11. Geuenich, K (2012). Akzeptanz in der Psychoonkologie. Therapeutische Ziele und Strategien. Stuttgart: Schattauer.
  12. Schütz, B., Renneberg, B (2006). Gesundheitspsychologie. Theoriebasierte Strategien und Interventionen in der Gesundheitspsychologie. Heidelberg: Springer.
  13. Vgl. hierzu und im Folgenden: Locke,E. & Latham, G. (1990). A theory of goal setting and task performance. Englewood Cliffs, NJ: Perntice Hall.
  14. Vgl. hierzu und im Folgenden: Swart, T (2019). Die Quelle. Wie unser Denken unser Schicksal beeinflusst. Bahnbrechende Erkenntnisse über die erstaunliche Kraft unserer Gedanken. Ariston.
  15. Vgl. hierzu und im Folgenden: https://www.vdek.com/vertragspartner/vorsorge-rehabilitation/icf/_jcr_content/par/download/file.res/ICF_Kurzfassung.pdf, zuletzt abgerufen am 05.12.2019.
  16. Vgl. hierzu und im Folgenden: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/rehabilitation.html, zuletzt abgerufen am 05.12.19.
  17. https://www.gkv-spitzenverband.de/service/versicherten_service/medizinische_rehabilitation/reha_infos_1.jsp, zuletzt abgerufen am 13.01.2020.

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