Sport bei Krebs eröffnet neue Perspektiven

Sport bei Krebs gilt schon lange nicht mehr als risikoreich. Stattdessen sind sich Wissenschaftler einig: Körper, Psyche und die sozialen Kompetenzen profitieren von einem individuellen Trainingsprogramm.1 Wer seinen Krankheitsverlauf positiv beeinflussen will, sollte sich also motivieren und bewegen. Wir geben Tipps, für wen Sport geeignet ist und was es zu beachten gilt. 

Hand hält ein paar Turnschuhe

Nach einer Krebsdiagnose braucht jeder Patient unterschiedlich viel Zeit, um mit dem ersten Schock umzugehen. In einer solchen Situation hat Sport keine Priorität im Leben. Außerdem fallen Ihnen bestimmt viele Kleinigkeiten schwer, die Therapie kann Einfluss auf das Wohlbefinden nehmen und Sport wird schnell zur Nebensache. Dabei schließen sich Sport und Krebs nicht aus. Körperliche Aktivität kann sogar ungeahnte Potentiale wecken, Ihr Selbstvertrauen stärken und neue Perspektiven für Sie öffnen, die Sie nicht verpassen sollten. Finden Sie am besten gemeinsam mit Ihrem Arzt heraus, ob Sport für Sie geeignet ist. 

Sport trotz Krebs: Aller Anfang ist schwer

Falls Ihr Arzt Entwarnung gibt und Sport für Sie als sinnvoll erachtet, lassen Sie sich darauf ein. Probieren Sie verschiedene Sportarten aus, vielleicht finden Sie darin ein neues Hobby, das Ihnen gefällt. Im Besten Falle nehmen Sie auch Verbesserungen Ihrer Beweglichkeit oder Ihres Wohlbefindens wahr. Wenn sich der Kampf mit Ihrem inneren Schweinehund trotz der überzeugenden Argumente schwierig gestaltet, liefern unsere Tipps die nötige Motivation für ein aktives Leben trotz Krebs:

  1. Finden Sie eine Sportart, die Ihnen Spaß macht: Sie sollen keinen Wettkampf gewinnen. Vielmehr geht es darum, Ihr Wohlbefinden zu steigern. Probieren Sie verschiedene Sportarten aus und wählen Sie die, die Ihnen am meisten Spaß macht, die Sie auf andere Gedanken bringt und die Sie nicht überfordert. Inspirationen für verschiedene Sportarten bei Krebs finden Sie hier. Los geht’s!
  2. Suchen Sie sich Gesellschaft: Mit einem Partner oder einer Gruppe an Ihrer Seite kann auch Sport Spaß machen. Oft vergisst man sogar, dass man eigentlich gerade trainiert und das berauschende Gefühl danach ist noch schöner, wenn Sie es teilen können.
  3. Formulieren Sie ein klares Ziel: Sie wollen langsam wieder den kleinen, alltäglichen Aufgaben des Lebens nachgehen oder mit Ihren Liebsten eine große Runde um den See gehen ohne außer Atem zu sein? Halten Sie sich Ihre Ziele schriftlich fest und heften Sie sich diese an einen gut sichtbaren Ort. So verlieren Sie nie aus den Augen, was Sie erreichen wollen.
  4. Halten Sie sich den positiven Aspekt vor Augen: Bewegung und ein aktiv gestaltetes Leben mit festen Trainingszeiten helfen vielen Patienten, Struktur sowie ein gewisses Maß an Normalität in den Alltag zu bringen und wieder am Leben teilzuhaben. Das sorgt für die nötige Ablenkung und wirkt sich nebenbei positiv auf die Gesundheit aus. Probieren Sie es aus!
  5. Fangen Sie klein an: Mit Sport und Bewegung assoziieren viele Patienten schwere, erschöpfende Übungen. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken. Sie allein bestimmen das Tempo. Überanstrengen Sie sich nicht und steigern Sie sich langsam, nur wenn Ihnen danach ist. Die Deutsche Krebshilfe empfiehlt zum Beispiel 180 Minuten "moderate" Übungen pro Woche.2 Schon leichte Veränderungen im Alltag können also Wunder bewirken, sei es ein Spaziergang mit dem Hund, Garten- oder Hausarbeit, eine Runde Fahrradfahren oder die bewusste Entscheidung für die Treppe und gegen den Aufzug. Einen Versuch ist es wert!
Jogger dehnt seine Beinmuskeln auf einer Brücke

Der positive Einfluss von Sport

Experten weisen darauf hin, dass Sport während der Krebstherapie einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf und mögliche Behandlungsfolgen haben kann.3 Regelmäßige Bewegung kann dadurch das Immunsystem stärken4, welches durch die Behandlung in der Regel stark geschwächt ist. Zudem hilft Sport während der Krebstherapie, die Ausdauer und Muskelkraft zu erhalten bzw. zu verbessern, sodass Sie insgesamt körperlich leistungsfähiger sind und alltägliche Aufgaben mit weniger Anstrengung erledigen können.5 Dafür spricht auch, dass regelmäßige Bewegung den Appetit anregen und Kreislauf- und Atembeschwerden vorbeugen kann. Abgesehen von den körperlichen Aspekten, kann Sport das Selbstbewusstsein stärken und insgesamt die Lebensqualität steigern. Nicht zuletzt dadurch, dass Begleiterscheinungen einer Krebstherapie, wie z.B. Erschöpfung und Fatigue, durch Bewegung oft gelindert werden.6

 

Straßenschild mit Pfeilen und der Beschriftung Ziele setzen

Wie viel Sport darf man bei Krebs treiben?

Da jeder Krebspatient einen individuellen Krankheitsverlauf hat, lassen sich keine pauschalen Bewegungsempfehlungen aussprechen. Auch wenn Bewegung grundsätzlich positiv für den Krebspatienten ist, sollte mit Ihrem behandelnden Arzt besprochen werden, welcher Sport für Ihre Krebserkrankung der richtige ist und wie viel Sport Sie sich zumuten können. Starten Sie langsam mit den alltäglichen Aufgaben, wie Putzen oder Einkaufen. Wenn Sie sich jedoch aktiver fühlen, können Sie auch über Muskel- oder Ausdauerübungen nachdenken. Hören Sie in jedem Fall auf Ihr Bauchgefühl! Allerdings führt nur ein maßgeschneidertes, individuelles Trainingsprogramm unter fachlicher Anleitung und  angepasst an Ihre Bedürfnisse, Ihren Gesundheitsstatus sowie Ihren Trainingszustand auf Dauer zu einem gesteigerten Wohlbefinden.7

Wann mit Sport bei Krebs starten?

Den Zeitpunkt für den Start in Ihr aktiveres Leben sollten Sie ebenfalls gut mit Ihrem Arzt besprechen. Bestenfalls beginnen Sie während der Behandlung oder vor der akuten Behandlungsphase.8 Davor empfiehlt sich eine diagnostische Untersuchung. Diese gibt Ihnen Auskunft über Ihre körperliche Leistungsfähigkeit und Sporttauglichkeit. Sie dient zudem als Basis für Ihre individuellen Trainingsempfehlungen

Worauf muss ich bei Sport mit Krebs achten?

Es gibt auch Abschnitte während der Krebsbehandlung, in denen abgewogen werden muss, ob körperliche Aktivität sinnvoll ist. Bei folgenden Punkten sollten Sie auf Sport lieber verzichten:9 

  • Bei einer akuten Infektion bzw. bei hoher Infektionsgefahr. 
  • Unmittelbar nach einer Operation. 
  • Bei Fieber. 
  • Bei einer geringen Anzahl an roten Blutkörperchen. 
  • Bei einer hohen Gewichtsabnahme. 
  • Bei Übelkeit oder Erbrechen. 
  • Bei starken Schmerzen. 
  • Bei Mestastasen in den Knochen. 

Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten Sie genau abwägen, ob Ihnen Sport guttut. Bei Gleichgewichtsstörungen infolge der Krebsbehandlung kann Ihnen ein Physiotherapeut geeignete Sportarten aufzeigen, um Ihr Sturzrisiko zu mindern.10 Auch nach schweren Operationen sollten Sie diesen neben Ihrem Arzt zu Rate ziehen, um Bewegungseinschränkungen so früh wie möglich entgegenzuwirken und Muskelschwächen zu vermeiden.

Auch wenn Sport während oder kurz nach einer Krebsbehandlung nicht grundsätzlich ein Tabu darstellt, sollten Sie immer Ihren Arzt in Ihr Vorhaben einbeziehen. Als medizinischer Experte kennt er Ihre Diagnose, Ihren Gesundheitszustand und Ihren Behandlungsplan. Mit diesem Wissen weiß er am Besten, welche Sportart bei Ihrer Krebserkrankung die richtige ist. Schwimmen im Chlorwasser ist z.B. ungeeignet aufgrund der Infektionsgefahr.11

Welcher Sport hilft bei Krebs?

Eine Sportart zu finden, die Ihrer Leistungsfähigkeit entspricht und Spaß macht, kann eine echte Herausforderung werden. Neben dem Fitnessstudio gibt es eine große Auswahl an Sportarten, die Sie probieren können. Ausdauer, Kraft, Koordination, Beweglichkeit und Geschwindigkeit können durch Training verbessert werden. Hier haben wir die Aktivitäten und ihre Auswirkungen genauer vorgestellt. Lassen Sie sich inspirieren!

Passende Sportangebote finden

In Deutschland gibt es etwa 1.000 Gruppen, die Sportkurse und Sportarten speziell für die Zeit während oder nach der Krebsbehandlung anbieten. Dieses Angebot ist weltweit einmalig.12 Im Folgenden haben wir Ihnen eine Reihe nützlicher Links zusammengestellt, die Ihnen dabei helfen, ein passendes Angebot zu finden:

Landessportbünde

Sie sind Ansprechpartner für regionale Angebote zu "Sport nach Krebs". Sie finden sie im Internet unter https://www.dosb.de/ueber-uns/mitgliedsorganisationen/landessportbuende/?Landessportb%C3%BCnde=

Deutscher Behindertensportverband (DBS)

Sportgruppen für Menschen mit Krebserkrankungen werden über den Deutschen Behindertensportverband (DBS) als Rehabilitationssport angeboten. Sie finden sie im Internet unter https://www.dbs-npc.de/sportentwicklung-rehabilitationssport-aktuelles.html.

Örtliche psychosoziale Krebsberatungsstellen

Sie geben Auskünfte zu Sportangeboten unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/adressen/krebsberatungsstellen.php

Selbsthilfeorganisationen

Ist man an Bewegungs- und Sportprogrammen interessiert, kann man sich zudem an Selbsthilfeorganisationen und Patientenverbände wenden. Diese kennen die Angebote vor Ort meist ebenfalls gut. Weitere Informationen hier: https://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/adressen/selbsthilfe.php

  1. Lemanne D., Cassileth B., Gubili J. The role of physical activity in cancer prevention, treatment, recovery, and survivorship. Oncology. 2013 Jun; 27(6):580-5.
  2. Deutsche Krebshilfe. Bewegung und Sport bei Krebs. Antworten. Hilfen. Perspektiven. Stand 7/2017.
  3. Lemanne D., Cassileth B., Gubili J. The role of physical activity in cancer prevention, treatment, recovery, and survivorship. Oncology.2013 Jun; 27(6):580-5.
  4. Uhlenbruck, G. Sport, Hochleistungstraining, Psyche und Immunsystem. In: Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren 39 (11), S. 759-765, 1998.
  5. Vgl. hierzu und im Folgenden: Deutsche Krebshilfe. Bewegung und Sport bei Krebs. Antworten. Hilfen. Perspektiven. Stand 7/2017.
  6. Larun, L., Brurberg KG, Odgaard-Jensen J., Price JR. Exercise therapy for chronic fatigue syndrome. Cochrane Database Syst Rev., 2016.
  7. Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum. Sport und Bewegung bei Krebs: Tipps für Patienten. Stand:15.01.2018.
  8. Vgl. hierzu und im Folgenden: Deutsche Krebshilfe. Bewegung und Sport bei Krebs. Antworten. Hilfen. Perspektiven. Stand 7/2017.
  9. Vgl. hierzu und im Folgenden: Deutsche Krebshilfe. Bewegung und Sport bei Krebs. Antworten. Hilfen. Perspektiven. Stand 7/2017.
  10. Vgl. hierzu und im Folgenden: Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum. Sport und Bewegung bei Krebs: Tipps für Patienten. Stand: 15.01.2018.
  11. Vgl. hierzu und im Folgenden: Deutsche Krebshilfe. Bewegung und Sport bei Krebs. Antworten. Hilfen. Perspektiven. Stand 7/2017.
  12. Vgl. hierzu und im Folgenden: Deutsche Krebshilfe. Bewegung und Sport bei Krebs. Antworten. Hilfen. Perspektiven. Stand 7/2017.

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