Krebs und Coronavirus

Bedeutung für Patienten und Angehörige

Auch wenn die Maßnahmen gegen das Coronavirus verglichen zum Beginn der Pandemie wieder schrittweise gelockert wurden, ist für viele Krebspatienten, die Rückkehr zur Normalität nicht ganz leicht und mit Unsicherheit verbunden. Um dieser zu begegnen, haben wir Ihnen hier Antworten auf häufig gestellte Fragen rund um das Coronavirus zusammengestellt. Außerdem finden Sie einen Überblick über Vorsichtsmaßnahmen, die Krebspatienten und deren Angehörige zum Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus treffen können.

 

Frau trägt Mund-Nasen-Schutz

Das neuartige Coronavirus, SARS-CoV-2 oder auch COVID-19: Was ist das eigentlich?

Das neuartige Coronavirus wurde erstmals im Dezember 2019 identifiziert. Bislang gibt es keinen direkten Nachweis, wo die Pandemie ihren Ursprung hat. Der Name leitet sich von dem Aussehen der Viren ab: sie ähneln einer Krone oder einem Kranz (lateinisch corona: Kranz, Krone). Seit Februar 2020 wird das Virus auch SARS-CoV-2 genannt. Das bezieht sich auf die Erkrankung, die das Virus hervorrufen kann: schweres akutes Atemwegs- (engl. Respiratory) Syndrom, auch bekannt als COVID-19. Im Unterschied zu dem engen verwandten SARS-Erreger, der erstmals 2002 identifiziert wurde, kann das neuartige Coronavirus noch vor den ersten Symptomen übertragen werden. Bei einigen Menschen verläuft die Erkrankung sogar symptomlos. Es macht es daher schwieriger, Infektionsketten zu unterbrechen.1

Was sind die Symptome von COVID-19?

Die Symptome sind vielfältig. Häufig tritt Fieber (> 38 °C) auf, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und Halskratzen. Auch kann es zu einem Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns oder zu Luftnot und Kurzatmigkeit kommen.2 Die Krankheit verläuft jedoch in ca. 80 % der Fälle mit milden Symptomen. Etwa 1/5 der Patienten, die an COVID-19 erkranken, leidet an Komplikationen, wie Infektionen der Atemwege und Lungenentzündung, Erkrankungen des Nerven- und Herz-Kreislauf-Systems und Hautkrankheiten. Schwere Verläufe wurden vor allem bei Risikopatienten beobachtet.1 Dazu zählen ältere Menschen ab 50 bis 60 Jahren und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen.3 Grund dafür ist, dass ihr Immunsystem oft nicht ausreichend funktioniert und damit die Schutzreaktion auf Infektionen wie COVID-19 häufig fehlt.4 Diese Schutzreaktion oder auch „Sofortmaßnahme“ des Körpers ist Fieber.3 Es soll die Schädigung durch eindringende Krankheitserreger vermeiden.4 Risikopatienten sind dadurch anfälliger für Infekte im Allgemeinen und daher auch für eine Infektion mit dem Coronavirus.1

Gehören Sie als Krebspatient zur Risikogruppe?

Das Bundesministerium für Gesundheit zählt neben chronischen Erkrankungen der Atemwege oder der Lunge, Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus oder der Einnahme von immunschwächenden Medikamenten auch Krebs zu den Risikofaktoren, die einen schweren Verlauf von COVID-19 begünstigen können.3

Der Krebs selbst, aber auch die Krebstherapie, kann nämlich das Immunsystem schwächen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) kann ein geschwächtes Immunsystem bei Krebspatienten besonders in folgenden Fällen auftreten:

  • Leukämien, Lymphome bei aktiver Erkrankung  
  • niedrige Zahl weißer Blutkörperchen    
  • niedrige Immunglobulinwerte     
  • langdauernde Unterdrückung des Immunsystems, z. B. durch Kortison  
  • allogene Stammzelltransplantation und andere zelluläre Therapien5

Das heißt aber auch, dass nicht jeder Krebspatient zwangsläufig ein geschwächtes Immunsystem hat. Sofern die Krankheit gut beherrscht ist und die Erstbehandlung erfolgreich abgeschlossen wurde, muss kein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem Coronavirus vorliegen.6

Der Krebsinformationsdienst hat Fragen zusammengestellt, mit denen Sie abschätzen können, ob Sie zur Risikogruppe gehören. Gefragt wird u. a. nach dem Alter, den Blutwerten, nach zusätzlichen Erkrankungen oder der Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem schwächen.6   

In jedem Fall sollten Sie aber Ihren Arzt fragen, wie er Ihre Immunabwehr einschätzt und ob Sie Medikamente einnehmen, die Ihr Immunsystem womöglich schwächen.

Soll ich meine Krebstherapie wegen Corona besser verschieben?

Fachgesellschaften, wie die DGHO, empfehlen Betroffenen, die geplante Krebstherapie nicht grundsätzlich zu verschieben. Bei Patienten, die an Krebs erkrankt sind, steht der Nutzen einer sinnvollen und geplanten Krebstherapie in der Regel über dem Erkrankungsrisiko mit dem Coronavirus.5 So haben Krebspatienten, die in einer wirksamen Krebstherapie sind, oft weniger Infektionen als solche, deren Erkrankung nicht durch eine Krebstherapie kontrolliert ist.6

Wenn Sie an chronischem Krebs leiden oder Ihre Krebserkrankung gut beherrscht ist, können Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt entscheiden, ob eine Therapieverschiebung sinnvoll ist. Dasselbe gilt für einen Nachsorgetermin.5

Ihr Arzt wird den Nutzen der Krebstherapie gegen mögliche Nebenwirkungen abwägen und dabei auch Ihr Erkrankungsrisiko für COVID-19 bedenken. Holen Sie sich daher in jedem Fall den ärztlichen Rat ein.

Wie können Sie sich als Krebspatient schützen?

Eine Frau, die sich ihre Hände wäscht

 

Das neuartige Coronavirus ist per Tröpfchen- und Schmierinfektion von Mensch zu Mensch übertragbar. Auch kann es über Aerosole (in der Luft schwebende Tröpfchenkerne) übertragen werden.1

Um sich gegen das Virus zu schützen, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die AHA-Regeln aufgestellt, die sowohl für gesunde Personen als auch für krebskranke Menschen gelten.

  • A = Abstand halten: Um sich und andere vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus SARSCoV-2 zu schützen, sollten Sie einen Abstand von mindestens 1,5 Metern einhalten.
  • H = Hygiene: Husten oder Niesen Sie in ein Taschentuch und entsorgen Sie dieses, waschen Sie sich regelmäßig die Hände mit Seife für 2030 Sekunden, lüften Sie geschlossene Räume mehrmals täglich und achten Sie auf eine gute Haushaltshygiene.
  • A = Alltagsmaske: Tragen Sie eine Mund-Nasen-Bedeckung, um die Verbreitung durch virushaltige Tröpfchen zu reduzieren.

In geschlossenen Räumen, bei Gruppen oder Menschenmengen oder während Gesprächen ist das Risiko einer Infektion besonders hoch und die Einhaltung der AHA-Regeln umso wichtiger.7

Wenn Sie als Krebspatient zur Risikogruppe zählen, sollten Sie die Hygieneregeln konsequent beachten und auch Ihre Angehörigen und Mitbewohner darauf hinweisen, dass das für Sie besonders wichtig ist, um sich vor einer Infektion zu schützen.

Für Sie als Krebspatient können auch folgende Tipps zu Ihrem Schutz beitragen:

  • Stoßzeiten beim Einkaufen meiden
  • Vorab erkundigen, ob Restaurants die empfohlenen Maßnahmen einhalten und wie dicht die Tische beieinanderstehen
  • Nur an Orten aufhalten, an denen die Richtlinien und Abstandsregeln befolgt werden
  • Menschenmengen meiden
  • Kontakte zu Briefträgern, Lieferdiensten, Nachbarn, Freunden und Bekannten, wenn möglich, unterlassen
  • Lieferungen vor dem Haus/oder Wohnungseingang ablegen lassen8

Schützt mich als Krebspatient eine gesunde Ernährung gegen eine Infektion mit dem Coronavirus?

Eine gesunde Ernährung allein, ohne Beachtung der AHA-Regeln, schützt nicht ausreichend vor einer Infektion. Dennoch ist es wichtig, dass Sie Ihr Immunsystem stärken, nicht nur im Hinblick auf eine mögliche Coronavirus-Infektion.

Ernähren Sie sich ausgewogen, frisch und gesund. Bewegen Sie sich regelmäßig.1 Wie wäre es mit einer Yogaeinheit zu Hause oder einem langen Spaziergang an der frischen Luft? Auch wenn Ihr Rehasport oder Ihre Sportgruppe womöglich seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ausfällt, sollten Sie deshalb nicht auf Ihre Bewegung verzichten. Regelmäßige Bewegung kann Ihre Immunabwehr stärken und Stress reduzieren. Denn auch Stress oder zu wenig Schlaf kann sich negativ auf Ihr Immunsystem auswirken. Achten Sie daher in diesen Zeiten ganz besonders auf sich!

Ist eine Pneumokokken-Impfung für mich als Krebspatient sinnvoll?

Eine Pneumokokken-Impfung schützt vor einer Infektion, die durch Pneumokokken-Bakterien ausgelöst wird und nicht vor einer COVID-19-Erkrankung. Pneumokokken verursachen verschiedene Erkrankungen, wie Mittelohr- oder Hirnhautentzündungen, und sind für die meisten bakteriellen Lungenentzündungen verantwortlich.

Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt die Impfung vor allem für Personen mit Immunschwäche, Senioren ab 60 Jahren und Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen.9 Sollte Ihr Immunsystem entweder in Folge der Erkrankung oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente geschwächt sein, kann eine Impfung auch für Sie sinnvoll sein. Fragen Sie Ihren Arzt, ob er Ihnen zu dieser Impfung rät.

Wie können Sie als Angehörige vermeiden, Krebskranke mit Corona anzustecken?

Für Sie als Angehörige eines krebskranken Patienten gilt umso mehr, die empfohlenen Schutzmaßnahmen einzuhalten.6

  • Reduzieren Sie Ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum.
  • Halten Sie den empfohlenen Mindestabstand von mind. 1,5 Metern ein.
  • Befolgen Sie die Hygieneregeln für Husten und Niesen sowie Händewaschen und achten Sie auf eine gründliche Haushaltshygiene.
  • Nehmen Sie bei ersten Symptomen wie Husten oder Kopf und Gliederschmerzen sofort telefonisch oder elektronisch Kontakt mit einem Arzt oder Krankenhaus auf und halten Sie Abstand zu Ihrem krebskranken Angehörigen.
  • Arbeiten Sie, wenn möglich, aus dem Homeoffice oder sprechen Sie Ihren Arbeitgeber auf andere Möglichkeiten an bzw. nutzen Sie Ihren Urlaub sowie Arbeitszeitkonten. So können Sie den Kontakt zu Kollegen und Kunden minimieren.

Welche Strategien gegen die Einsamkeit können für Sie als Krebspatient sinnvoll sein?

Ein Mädchen angelehnt an einen Baum und den Blick auf einen See gerichtet

 

Das Coronavirus erfordert Abstand. Doch gerade in Krisenzeiten suchen wir die Unterstützung unserer Familie und Freunde. Damit sich Einsamkeit nicht negativ auf Ihre Gesundheit auswirkt, stellen wir Ihnen nun hilfreiche Strategien gegen Langeweile und Einsamkeit vor.

  • Bringen Sie Struktur in Ihren Alltag: Planen Sie Ihren Tag ganz bewusst oder machen Sie sich eine Wochenübersicht mit festgelegten Zeiten, an denen Sie sich orientieren können. Das kann Ihnen Ruhe und Sicherheit vermitteln – auch in stressigen Zeiten.10
  • Nutzen Sie Videoanrufe: Mit Ihrem Smartphone, Tablet oder Computer können Sie Ihre Familie oder Freunde per Videoanrufe sehen. Dazu brauchen Sie sich nur auf eine gemeinsame Plattform einigen. Die bekanntesten Dienste sind WhatsApp, Facebook Messenger, Skype, Wire, Facetime oder Google Duo.11 Schritt-für-Schritt-Anleitungen für die Installation finden Sie hier.
  • Rufen Sie sich vergessene Kontakte ins Gedächtnis: Sie haben Bekannte, mit denen Sie ewig nicht telefoniert haben? Nun ist der perfekte Zeitpunkt, sich mal wieder bei ihnen zu melden. Stöbern Sie doch mal in Ihrem Adressbuch.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig an der frischen Luft oder zu Hause: Das kann sich nicht nur positiv auf Körper und Geist auswirken, wie oben beschrieben, Bewegung ist auch ein perfektes Hobby, um sich die Zeit zu vertreiben.
  • Werden Sie kreativ: Visualisieren Sie sich z. B. Ihre Wünsche in einer Zielecollage. Was tut Ihnen gut, wie verbringen Sie gerne Ihre Zeit? Bringen Sie das aufs Papier.
  • Nutzen Sie Hilfsangebote: Sie sind von der Isolation besonders betroffen und benötigen Unterstützung? Organisationen wie Wir gegen Corona bringen Hilfesuchende und freiwillige Helfer aus der Nachbarschaft schnell und einfach zusammen. Melden Sie sich als Hilfesuchender an und lassen Sie sich helfen!
  1. https://www.zusammengegencorona.de/informieren/basiswissen-coronavirus/#faqitem=183c2581-bd4d-50ad-9cb7-cd96f11cf692, zuletzt abgerufen am 09.10.20.
  2. https://www.zusammengegencorona.de/informieren/symptome-erkennen/#faqitem=b4a048d8-98e8-5142-beca-5dd24d3bb2fb; zuletzt abgerufen am 09.10.20.
  3. https://www.zusammengegencorona.de/informieren/aeltere-menschen-sowie-menschen-mit-vorerkrankungen-muessen-sich-besonders/; zuletzt abgerufen am 09.10.20.
  4. https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/fieber/fieber-grundlagen.php#fieber; zuletzt abgerufen am 09.10.20.
  5. https://www.dgho.de/publikationen/stellungnahmen/gute-aerztliche-praxis/coronavirus/covid-19-krebspatienten-20200318.pdf; zuletzt abgerufen am 09.10.20.
  6. https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/alltag/coronavirus-krebs-haeufige-fragen.php; zuletzt abgerufen am 09.10.20.
  7. https://www.infektionsschutz.de/coronavirus/wie-verhalte-ich-mich/in-risikosituationen.html#c14014; zuletzt abgerufen am 09.10.20.
  8. https://www.dgho.de/publikationen/stellungnahmen/gute-aerztliche-praxis/coronavirus/covid-19-praktische-hinweise-fuer-patienten-20200328.pdf; zuletzt abgerufen am 09.10.20.
  9. https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-erwachsene/pneumokokken.html; zuletzt abgerufen am 13.10.20.
  10. https://info.novitas-bkk.de/ratgeber/einsamkeit/; zuletzt abgerufen am 14.10.20.
  11. https://www.bsi-fuer-buerger.de/BSIFB/DE/Service/Aktuell/Informationen/Artikel/videotelefonie-einfach-erklaert.html; zuletzt abgerufen am 14.10.20.

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