Krebsdiagnose: Arztbrief verstehen

Diagnosen und Abkürzungen erklärt

Arzt füllt Patienteninformation aus

Als Sie Ihre Krebsdiagnose erhalten haben, war das, wie für viele Patienten, sicherlich ein großer Schock. Oftmals weiß man nicht, wie man mit der Krankheit umgehen soll, und was sie für einen bedeutet. Eine genaue Auseinandersetzung mit der Diagnose und den Untersuchungsergebnissen kann dabei helfen, die eigene Krankheit besser zu verstehen. Ein wichtiger Anhaltspunkt ist dabei der sogenannte Arztbrief.

Wir möchten Ihnen helfen, wichtige Fragen in Sachen Arztbrief und Befunde zu klären.

Aufbau und Struktur eines Arztbriefes

  • In Ergänzung zu den Adressdaten der behandelnden Ärzte enthält der Arztbrief wichtige Informationen zu den persönlichen Datendes Patienten und seiner Behandlung.
  • Handelt es sich um einen stationären Klinikaufenthalt, werden Datum, Ortder Einweisung sowie die Aufenthaltsdauer benannt, bei einer Überweisung zu einem anderen Facharzt das Datum der Behandlung.
  • Am Anfang steht die medizinische Diagnose. Eine Diagnose besteht nicht nur aus dem Namen der Erkrankung. Zu ihr zählen auch die diagnostischen Untersuchungen, die an dem Patienten vorgenommen werden und die letztendlich zur Diagnose, der Benennung der Erkrankung, führen.
  • Dazu gehört auch der körperliche Befund, der die Ergebnisse der direkten Untersuchung des Patienten (z.B. Abhören) darstellt.
  • Mithilfe der Laborwerte kann festgestellt werden, ob bestimmte Körperflüssigkeiten (z.B. Blut oder Urin) erhöhte oder zu niedrige Werte aufweisen, indem sie mit den Durchschnittswerten verglichen werden. So produzieren einige Tumore beispielsweise vermehrt Eiweiße oder eiweißhaltige Stoffe. Man bezeichnet solche Substanzen, die das Vorhandensein und das Stadium oder die Bösartigkeit eines Tumors im Körper anzeigen können deshalb häufig auch als "Tumormarker".

Ein "positiver" Befund bedeutet, dass die Ärzte bei der Untersuchung etwas Auffälliges gefunden haben. "Negativ" ist ein Befund, wenn eine Untersuchung keine Auffälligkeiten aufzeigt.

Ein Befund ist das Ergebnis einer Untersuchung, also das, was Ärzte "herausgefunden" haben. Dabei wird zwischen "positiven" und "negativen" Befunden unterschieden: Ein "positiver" Befund bedeutet, dass die Ärzte bei der Untersuchung etwas Auffälliges gefunden haben. "Negativ" ist ein Befund, wenn eine Untersuchung keine Auffälligkeiten aufzeigt.

Der pathologische Befund stellt die Ergebnisse der Untersuchung von Gewebeproben auf krankhafte Veränderungen dar. Nur so kann eine Krebsdiagnose sichergestellt werden. Mittels bestimmter Eigenschaften von Tumoren können Vorhersagen über den zu erwartenden Verlauf der Erkrankung getroffen werden. Als apparative Diagnostik werden Untersuchungen bezeichnet, die mithilfe technischer Geräte gemacht werden. Dazu gehören neben bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) auch die Darmspiegelung sowie die Untersuchung des Herzens mithilfe eines Elektrokardiographen (EKG). 

Nahaufnahme Sthetoskop

Nach der Diagnose folgt im Arztbrief die medizinische Anamnese (lateinisch "Erinnerung"), die den Therapieverlauf chronologisch auflistet, um einen Überblick über bisherige Behandlungen zu geben. Dies kann bei Krebserkrankungen den Status der angewandten Therapiemethode beinhalten sowie Angaben zur Ausbreitung der Erkrankung im Körper.

Als letzter und mitunter wichtigster Teil des Arztbriefes erfolgt die Epikrise (griechisch "Beurteilung"). Dies bezeichnet die Zusammenfassung und die fachliche Interpretation der Behandlungen und Befunde. Die richtungsweisenden Befunde, die zur Diagnose führten, werden nun logisch nachvollziehbar zusammengefasst und bewertet. Daraus werden Prognosen für den Krankheitsverlauf sowie Therapie- und Medikamentenempfehlungen abgeleitet.

An den Arztbrief angehängt befinden sich detaillierte Befunde, die eine Zusammenfassung aller durchgeführten medizinischen Untersuchungen inhaltlich darstellt. Im Anhang findet sich eine detaillierte Darstellung der medizinischen Anamnese, der körperlichen Untersuchungsergebnisse, der Befunde der Bildgebung und ggf. die Resultate von weiteren durchgeführten Untersuchungen.

Diagnoseschlüssel und Klassifikation – ICD und TNM

Um Krebserkrankungen genauer klassifizieren zu können, verwenden Ärzte sogenannte ICD-Schlüssel (International Classification of Diseases, ICD-10-GM). Sämtliche Buchstaben und die Zahlen von 0 bis 99 werden zur Beschreibung von Krankheiten herangezogen. So steht C34 zum Beispiel für Lungenkrebs, C50 für Brustkrebs, usw. Weitere Zahlen geben die genaue Lokalisation des Tumors im betroffenen Organ an: C34.1 steht beispielsweise für einen Tumor im oberen Teil der Lunge.

Um noch präzisere Angaben zur Verbreitung der Krebserkrankung zu machen, wird meist auch das TNM-System verwendet.

Hierbei handelt es sich um einen Code aus Zahlen und Buchstaben, der die Ausbreitung von Krebserkrankungen im Körper beschreibt. Dieses System berücksichtigt folgende Beurteilung des Tumors:

  • T (Tumor) = Tumorgröße und die örtliche Ausdehnung
  • N (Nodus) = Lymphknotenbefall
  • M (Metastasen) = Ausbreitung weiterer Tumore im Körper

Die Zahlen nach den Buchstaben stehen für:

  • T1-T4= Größe und Ausdehnung des (Primär-)Tumors TX – Keine Beurteilung möglich, T0 – Kein Anhalt für Primärtumor (z.B. wenn der Primärtumor unbekannt ist und man nur Metastasen feststellt), Tis – Carcinoma in situ (lat. "Krebs am Ursprungsort"), T1 – <2cm bis zu T4 – beliebige Tumorgröße
  • N0-N3= Zahl und Lage der befallenen Lymphknoten in der Region des Tumors NX – Keine Beurteilung möglich, N0 – keine Lymphknotenmetastasen, N1 bis hin zu N3 – Lymphknotenbefall immer weiter vom Tumor entfernter regionärer Lymphknoten
  • M0 oder M1= Vorhandensein oder Fehlen von entfernten Metastasen. Gegebenenfalls kann angegeben werden, wo die Metastase sitzt. Dafür gibt es entsprechende Kürzel: z.B. PUL = Lunge, OSS = Knochen, HEP = Leber, BRA = Gehirn, usw.

Ein Beispiel: T1 N0 M0, bedeutet einen kleinen Tumor ohne Lymphknotenbefall und Metastasen. Bei einigen Tumoren unterteilen die Fachleute noch genauer. Die T-Ziffern erhalten dann Zusätze mit den Kleinbuchstaben a bis d. Diese Zusatzangaben lassen noch genauere Aussagen über die Größe und lokale Ausbreitung des Primärtumors (T) zu. Je nach Tumorart sind die Buchstaben unterschiedlich definiert.

Arztkittel mit Fokus auf Stiften und Stethoskop

Ergänzende Kürzel

  • R: Tumorreste im Körper nach einer Operation (R0-R2)
  • C: Zuverlässigkeit (Certainty) der Untersuchungsergebnisse (C1-C5)
  • X: Merkmal lässt sich noch nicht beurteilen (noch nicht untersucht oder das Ergebnis ist nicht eindeutig)
  • r: "Rezidiv" oder "Rückfall", das heißt: Der Krebs ist zurückgekehrt
  • y: "multimodalitY", also eine vielfältige Behandlung (ergänzende Behandlungen wie eine Strahlentherapie zusätzlich zur eingesetzten Therapie)

Nachgestellte Kleinbuchstaben

  • m: Beschreibt, ob mehrere Tumoren in ein und demselben Organ gefunden wurden. Manchmal findet man auch die Zahl der Tumoren in einer Klammer hinter der T-Angabe.
  • cy (=zytologisch): Um festzustellen, ob ein Tumor möglicherweise im Körper gestreut hat, kann vor oder während einer Operation der Brust- oder Bauchraum gespült werden. Sind in der Spülflüssigkeit Krebszellen nachweisbar, hat der Tumor im Körper gestreut

Um anzugeben, wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist, wird das sogenannte "Staging" angewendet.

Dieses ist für die Therapieplanung wichtig, da es Angaben über den möglichen Krankheitsverlauf gibt. Die Internationale Vereinigung gegen Krebs hat für die meisten Tumorerkrankungen vier Stadien festgelegt. Für einige Krebsarten gibt es weitere Unterteilungen, die mit einem zusätzlichen Kleinbuchstaben gekennzeichnet werden (z.B. IIa oder IVb).

Das "Grading" gibt auf einer drei- bis fünfstufigen Skala (G0-G4) an, inwieweit sich das Tumorgewebe vom Normalgewebe unterscheidet, d.h. wie bösartig ein Tumor ist. Je weniger das Tumorgewebe vom ursprünglichen gesunden Gewebe abweicht, desto günstiger ist die Prognose.

Für manche Tumorarten sind diese Einteilungen allerdings nicht sinnvoll, da die Prognose der Krebserkrankung nicht allein von der Tumorgröße oder Ausbreitung abhängig ist, sondern von anderen Faktoren bedingt wird. So werden beispielsweise bei Leukämie, Hautkrebs, Hirntumore und gynäkologischen Tumoren andere Klassifikationssysteme angewandt. Weitere Informationen zu den hier angewandten Klassifikationen erhalten sie unter krebsinformationsdienst.de.

Bitte beachten Sie, dass die Informationen in diesem Blog-Post einen Überblick über die gängigsten Bezeichnungen geben sollen. Sie erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Für weitere Informationen ist es wichtig, einen Arzt zu konsultieren.

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